UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR UNFALLCHIRURGIE

Handgelenk

Handgelenksbruch (distale Radiusfraktur)

Publikationen:

Lippisch et al distale Radiusfraktur Trauma und Berufskrankheit 2016

 

Definition:

Die distale Radiusfraktur wird umgangssprachlich auch als „Handgelenksbruch“ bezeichnet und ist der häufigste Knochenbruch des Menschen. Hinsichtlich des Auftretens dieser Verletzung zeigen sich zwei Häufigkeitsgipfel:

1. jüngere männliche Patienten, meist im Rahmen von Arbeits- und Sportunfällen,

2. ältere weibliche Patientinnen, meist durch Stürze auf die ausgestreckte Hand.

Bei älteren Frauen spielt die Osteoporose als Risikofaktor eine besondere Rolle, da schon kleine Unfälle hier zur Entstehung eines Knochenbruchs führen können.

Symptome:

Nach dem Sturz auf die Hand zeigt sich eine Fehlstellung des Handgelenkes mit Schmerzen, Einschränkung der Beweglichkeit und Schwellung. Weiterhin kann ein Bluterguss auftreten und es kann zu Kribbelgefühlen im Bereich der Hand kommen.

Diagnostik und Therapie:

Handgelenk 1Oft lässt schon die Inspektion des Handgelenkes eine Verdachtsdiagnose zu. Der Unfallmechanismus muss geklärt werden und nach der körperlichen Untersuchung müssen Röntgenbilder des Handgelenkes in 2 Ebenen angefertigt werden.

Bei der Einteilung der distalen Radiusfrakturen werden die Stellung der Fraktur sowie eine eventuelle Beteiligung der Gelenkfläche berücksichtigt. Weiterhin lässt der Unfallmechanismus eine Einteilung der Frakturen zu: der Sturz auf die ausgestreckte Hand führt zu einer sogenannten Extensionsfraktur (Colles-Fraktur), während der Sturz auf die gebeugte Hand zu einer Flexionsfraktur (Smith-Fraktur) führt.

Handgelenk 2Die gängigste Einteilung erfolgt nach der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese in Brüche ohne Beteiligung der Gelenkfläche (A-Fraktur), Brüche mit teilweiser Gelenkbeteiligung (B-Frakturen) und Brüche mit vollständiger Gelenkbeteiligung (C-Fraktur). Hieraus ergeben sich Indikationen für das therapeutische Vorgehen.

Nachdem das Röntgenbild den Verdacht eines Handgelenkbruches bestätigt hat, wird der Bruch wieder eingerichtet. Hierfür wird die Hand im „Mädchenfänger“ ausgehängt und der Arm mit Gewichten beschwert. Nun kann der Arzt die Gelenkstellung korrigieren. Anschließend wird eine Gipsschiene an den Unterarm angelegt.

Bei einfachen Brüchen ohne Gelenkbeteiligung (A-Frakturen) oder bei Brüchen, die sehr gut eingestellt werden können, ist eine Therapie ohne Operation möglich. Hier kann das Handgelenk in der Gipsschiene für 4–6 Wochen ruhiggestellt werden, sodass der Bruch verheilt.

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Bild: Eine distale Radiusfraktur mit Gelenkbeteiligung (C-Fraktur) wurde mit einer Platten-osteosynthese versorgt. Nach der Operation kann der Gips entfernt und physiotherapeutische Übungen können durchgeführt werden.

Komplizierte Brüche, bei denen die Gelenkfläche betroffen ist oder die einen starken Versatz (Dislokation) aufweisen, sollten operativ versorgt werden. Offene Brüche, bei denen die Haut verletzt ist und Knochen freiliegt, verlangen eine sofortige operative Versorgung. Eine Beteiligung der Gelenkfläche kann zu einer Einschränkung der Beweglichkeit im Handgelenk führen und verlangt deswegen eine anatomisch exakte Reposition. Das Standardverfahren bei distalen Radiusfrakturen ist die Versorgung mit einer von beugeseitig aufgebrachten Titanplatte (palmare Plattenosteosynthese) oder die Anlage eines äußeren Festhalters (Fixateur externe).

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Bilder: In diesem Fall war die Gelenkfläche des Handgelenkes vollständig zerstört, sodass nur eine Therapie mittels äußerem Festhalter und einigen K-Drähten zur Korrektur der Stellung möglich war. Hier ist eine Beübung erst nach Entfernung des äußeren Festhalters nach 6-8 Wochen möglich. Bei solch schwerwiegenden Gelenkverletzungen kommt es häufig zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß

Nachbehandlung:

Bei der konservativen Behandlung eines Handgelenksbruches kann nach 6 Wochen der Unterarmgips entfernt werden. Danach ist eine intensive physio- und ergotherapeutische Beübung sehr wichtig. Nur so kann nach der langen Phase der Ruhigstellung des Handgelenkes die Beweglichkeit und Kraft wiedererlangt werden.

Bei operativer Versorgung eines Handgelenksbruches mit einer Titanplatte kann bereits am ersten Tag nach der Operation mit der Beübung des Handgelenkes begonnen werden. Durch die frühfunktionelle Beübung wird eine lange Ruhigstellung des Unterarmes und damit der Muskelabbau vermieden. Somit kann schneller wieder der frühere Bewegungsumfang erreicht werden. Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist die selbständige tägliche Übung das wichtigste Mittel, um einen schnellen Heilungsfortschritt zu erzielen.

 

 

Letzte Änderung: 24.05.2018 - Ansprechpartner:

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